Ich dachte immer, sobald ich allein wäre, unter lauter fremden Menschen, deren Sprache ich nicht verstehe, würde die Flut an Gedanken, Sorgen, Problemen und Wunschvorstellungen mich ersticken, mir keinen Raum geben, mich da rauszuwinden.
Tatsächlich ist da nicht viel, oder irgendwas oder wer hat den Lautstärkeregler auf stumm gedreht.
Wenn ich in mich horche, dann höre ich da lange nichts und dann irgendwann ein sehr leises “glaub an das Wundervolle”.
Als das Gefühl der Einsamkeit mir die Luft geraubt hat, war mir eine öffentliche Demütigung in dem Moment egal, aber jetzt kann ich mit dem Gefühl umgehen. Ich weiß, jetzt, woher sie rührte und warum ich mich jetzt nicht mehr von ihr überwältigen lasse.
Sie war die Summe an Erinnerungen an vergangene Reisen, an wunderbare Momente in fremden Ländern; die alle in Begleitung waren; an Ängsten, wie es hier und auch später weitergehen wird, ob ich bereit bin, mit mir allein zurecht zu finden, die Verantwortung für alles zu übernehmen, ob es nun ein wackliger Stein ist, der mich dem Rauschen des Wasserfalls näher bringt ohne zu überlegen, ob der Weg zurück auch noch immer sicher ist, oder ob es die Entscheidung ist, nicht das Handtuch zu werfen und mir jeden Tag zu sagen, “schäme dich, wenn du jetzt aufgibst!”, und das war die wichtigste Verantwortung mir gegenüber, nicht aufzugeben. Zu all dem summiert sich, was meine Eltern denken, wo ich jetzt stehe. Ob ich noch immer nur ein Mädchen bin, das nicht auf sich aufpassen kann und jemanden an ihrer Seite braucht, der ihr den Takt angibt. Oder war ich ab dem Abenteuer als die schrullige vertan, für die es keine Hoffnung auf Besserung gibt?
Auch wenn meine Reise nach Korea nur eine kurze Episode ist, sollte sie doch zeigen, dass ich, wenn ich das hier meistere, erst Recht auf eigenen Füßen in vertrauter Umgebung stehen kann!
Ja, das schlimmste wäre wohl, ich komm zurück und ich bin immer noch die unverheiratete Tochter, neu dazugekommen: mit den Flausen im Kopf.
Das wirklich Erleichternde an dieser Reise ist, dass ich nicht suche, nicht nach dem perfekten Foto, dem perfekten Strand, dem besten Essen, aber vor allem nicht nach DEM RICHTIGEN.
Ich weiß mit Bestimmtheit, dass ich hier nicht in meinen Prince Charming laufen werde, aber dafür begegne ich vielen lachenden Gesichtern, Freundliche Eltern, die mich mit ihrem Baby spielen lassen und gerate an junge Mädels, die einfach mal bereit sind, den Tag mit mir zu verbringen und denen ich zum Dank mehrere Lacher abgewinnen kann!
Und wenn ich noch ehrlicher bin, war es dieser Wahnsinn des ewigen hinter die nächste Ecke schauen, ob ER da steht, das mich rasend gemacht hat, denn ich konnte mich da selbst nicht herausziehen.
Solche Dinge gehen mir grad durch den Kopf, während ich den besten Kakao seit langem trinke und mir überlege, wie das erste Treffen mit einem anderen Alleinreisenden wird, den ich morgen begegnen werde.
(illustrations by Nidhi Chanini, http://www.everydayloveart.com, Pascal Campion)
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1 thought on “Schokoladeinduziertes Sinnieren 💭”