Aus gegebenem Anlass und einfach weil es schön ist und wer bereichert sich nicht gern mit Schönem? Sofern niemand dabei zu Schaden gekommen ist.
Ein Löwenzahn bugsiert sich durch zwei harte Steinplatten an die Sonne, andere vor und nach ihm wurden mit einem genervten Blick ausgerupft. Lästig dieses Unkraut. Unbelehrbar obendrein.
So ist die Liebe in uns auch. Ein Löwenzahn, eine Pusteblume der Hoffnung, der naiven Versprechen und inflationären Sprachgebrauchs, “ich werde immer” , “nie hast du” und des bereitwillig eingegangenen Abos auf Ewigkeit.
Wir pusten und unsere Wünsche schweben davon, genauso wie irgendwann, wenn das Dopamin sich aus schwindligen Höhen nach unten reguliert hat, die Begeisterung und die Schmetterlinge. Aber dazwischen tut sich ein Paradies auf.
Das Samsara der Verliebtheit. Eine Geschichte des unbeirrten Löwenzahn, der im letzten Hauch seiner Sonnengleichheit uns eine Pusteblume in die Hand gibt um die nächste Blüte zu säen, die der Realität strotzend sich aufmacht dem Zement die Stirn zu bieten.
Am Anfang steht Mut. Ohne Mut gäbe es heute keine Geschichte zu erzählen. Am Anfang steht ein Kuss.
Aus allen Möglichkeiten, auf allen Wegen und zu jedem Moment gibt es diese eine Möglichkeit auf einem zufällig gewählten Pfad, die uns in diesen Moment schubst, der meist durch zwei Heißgetränke gesäumt wird, an denen wir uns auch ein wenig anhalten und wenn die Flüssigkeit zu schnell geschlürft, noch Wärme und scheinbare Sicherheit gibt. Es darf auch Prosecco sein. Es darf jegliches noch so üble Gesöff sein, wir würden noch drei davon trinken, das den Moment konserviert und uns Zeit gibt Mut zu fassen.
Dann ist er auf einmal da. Nachdem man sein Bauchgefühl an den bekannten Positiv- Tests probegefahren ist.
Die Finger fahren durch die Haare, die unter dem Strom sich sicherlich in alle Richtungen kräuseln müssen.
Dieses Gegenüber. In dieser Unmittelbarkeit.
Gab man jetzt nach, erlaubte ich einen Riss in meinem Zement und gab dem Löwenzahn eine Chance?
Ach, es wäre doch nur ein Kuss. Ein Kuss.
Der würde wohl nicht so viel Furore im System verursachen. Ein Kuss.
Vielleicht hatte das Bauchgefühl einen Montag und der Kuss war so schlecht, dass es den Riss sofort versiegelt. Kein Löwenzahn.
Aber dieses Gegenüber.
Raucht man sich noch etwas Mut an?
Man vergisst, dass man aufhören wollte oder dass man gar nicht raucht.
Einen tiefen Zug.
Soll ein guter Spruch als Prélude her? Darf ich jemanden meine Lippen ins Gesicht drücken ohne ihm die Chance zu geben, davon zu laufen?
Himmel. Wollte er etwa davonlaufen?
Redet er nicht gerade, war das nicht unhöflich ihn zu unterbrechen? Wobei sein Redefluss die Befürchtung, er könnte flüchten wollen, doch widerlegen müsste.
Sich in einem solchen Fall nur für Wasser entschieden zu haben, kommt einem nachlässig vor.
(Notiz an sich: beim nächsten Mal Gin servieren)
Ehe man sich daran hindern wollte, berühren sich Lippen. Für einen Augenblick steht die Zeit still. Man hat das ja auch nicht alles mental durchexerziert.
Aber was gibt es jetzt zu überlegen, außer sich zu trauen zu fallen.
Und abgesehen davon… Es ist nur ein Kuss nicht wahr?
Nur ein Kuss….
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