Ich gebe teilweise der Methodik, wie an unserer Abteilung Dienstplan geschrieben wird, die Schuld, dass das Jahr so schnell vorüber ging. Wenn man nämlich immer 3 Monate voraus planen soll, verliert das Jetzt seine Wirkung. Abgesehen davon, dass ich, die noch nicht mal das Prinzip von H-Milch (im Ernst, wer braucht Milch, die 3 Monate hält?) verstanden hat, sich Gedanken machen muss, was in 3 Monaten sein oder nicht sein wird. Spontanität, Sponta was?
Auch 2017 erfüllte ich mir einen lang gehegten Wunsch und reiste in den Iran. Das Alleinreisen war meins geworden. Ich war glücklich und entspannt. Mein Rucksack und ich. Ich ignorierte die paar wackel-Dackel-Köpfe und ihre Kommentare, was für eine waghalsige Tochter meine Eltern nicht hatten.
Ebenso habe ich dieses Jahr etwas Neues probiert. Nein, ich bin nicht zur Berggams avanciert. Ich habe elitepartner probiert. Ja, auch ich musste es mal sacken lassen, dass ich hunderte € bereit war zu blechen um gefunden zu werden. Natürlich wurde ich nicht gefunden. Zu einfach wäre doch langweilig. Im Gegenteil, ich wurde von den Mitgliedern des “+50 aber ich bin ja sooo fit im Schritt Clubs” favorisiert. Von anderen wegen meines nicht ganz so passendem Äußeren kurzerhand aussortiert, aber Wehe mir, ich erlaubte mir mal nicht zu antworten, dann erntete ich Tiraden über die Unflätigkeit einem so schön konstruierten und ausgefeilen Gedankenerguss nicht das nötige Maß Respekt gezollt zu haben.
Ob es auch meine Schuld gewesen sein könnte? Excusez-moi ? Was ist an MIR nicht perfekt? So wohlgeraten, zurückhaltend und den Knigge beherrschend!
Aber keine Sorge, ich hatte ein Date. Mit einem Arzt. (Könnte mir nächstes Mal bitte jemand ins Gesicht schlagen, wenn ich beginne zu denken, DAS wäre eine gute Idee?) es war ok. Definitiv ein zweites Kaltgetränk wert. Er war auch der Meinung, aber im Zuge von 2 (ganzen) Tagen, wandelte sich sein Leben wohl gar ruckartig, er habe doch keine Zeit für eine Beziehung.
Teure Angelegenheit für etwas zu zahlen, wofür man keine Zeit hat.
1 Date für 400€. Mit einer Freundin scherzte ich 2016 noch, “dating portal oder eine Handtasche?” Hätte ich bloß die Handtasche gekauft!
Was tut das leicht angeschrammte Ego? Man lade, nach fünfmal (und lauten Schwüren es nie wieder anzufassen) löschen, wieder Tinder runter. Gepriesen sei die Oberflächlichkeit, da hagelten die likes. Diesmal entschied ich mich dazu, die Fantastischen 4 für mich Werbung machen zu lassen mit “Die da”. Angebote über Angebote, von charmant über schwer legasthenisch zu “du kannst nur ein fake profil sein”. Keine Ahnung mit wievielen ich schrieb.
Ein Date Vorschlag war schwimmen zu gehen. Ich bin fast an meinem eigenen Lachen ertrunken.
Mit zwein spielte ich Termin-Pingpong bis der Ball abhanden kam. Ein anderer ließ mich auflaufen, weil ich evtl eine Liga zu hoch sein könnte. Ein, zugegeben – mea culpa- unsaft abserviertes, Date aus der Vergangenheit verlangte Rechtfertigung und rügte mich um mit dem Kommentar abzuschließen, ich hätte eh nicht gepasst.
Unterm Strich: es MUSS an mir liegen! ‘pft, what shalls!’, dachte ich. Ging auf eine wunderbare Hochzeit. Fing den Brautstrauss. Ums Verrecken hätte ich bei Völkerball den Ball nicht fangen können, aber aus der hinterste Reihe Blumen.
Also, DINGE flogen mit Begeisterung auf mich zu. Als Kind erklärte man mir Kärntner Bräuche, u.a zu Ostern Eier über das Haus zu werfen (wurde das vor oder nach der Auferstehung Jesu vollführt?). Drei mal dürft ihr raten, wem das Ei an den Kopf flog.
Wesentliches, wie der Traumjob oder (Traum-) Mann, verfolgte eine andere Flugroute: an mir vorbei.
Nun den Traumjob habe ich endlich, 30 Bewerbungen, eine Reise in den Thüringer Wald und etliche Mahnungen, ich solle es sein lassen später.
Traummänner gibt es auch etliche. Bin eine begabte Träumerin.
Während der Strauß Herbstblumen, etwas lädiert durch die vielen Hände, durch die es flog, auf mich zusegelte, traf mich die Erleuchtung: ‘Scheiß drauf!’ (an mir ist eine Philosophin verloren gegangen)
4 Tage später ging ich auf einen spätabendlichen süßen Chai und verlor mich in einem blauen Augenmeer.
Ich konnte es dieses Jahr nur schwer ertragen 34 geworden zu sein. Die Zahnräder in meinem Kopf drehten sich in einem schwindelerregenden Tempo ohne mich irgendwo hinzuführen. Aber auch ich wurde irgendwann erwachsen (ein wenig) : Ich fand Ruhe und Geduld. Mir den Moment bewusst zu machen und nicht die Nerven über Dinge zu verlieren, die ich nicht unter Kontrolle hatte, nahm mir eine Last. Geduld mit mir selbst, kein schlechtes Gewissen für meine Entscheidungen haben zu müssen.
We are here to laugh at the odds and live our lives so well that death will tremble to take us (C. BUKOWSKI)
Ich war und bin, wo ich sein soll. Jeder von uns ist da, wo er und sie sein soll. Beschleunigen kann ich nichts. Nur der Dinge harren, die noch kommen mögen und zu akzeptieren, dass meine Uhr anders läuft, aber deswegen nicht defekt ist.
Es war ein Jahr, in dem ich lieben Patienten und Wegbegleitern Adieu sagen musste.
Meine Verletzlichkeit ist manchmal eine Bürde, aber was wäre ich ohne sie? Wohl nicht ganz die Diyani, die ihr kennt.
Anstatt an meinen Wunden zu lecken und mein Pech zu beklagen, habe ich sie in Gold getaucht. Die Dunkelheit macht keine Angst mehr, wenn ich in ihr immer Sterne finde.
Danke für den Einblick und ganz liebe Grüsse! Wir sind noch immer in der Schweiz – und haben für Besucher ein Zimmer frei 🙂
LG Daniel
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p.s.: Können auch drei Monate im Vorhinein Reservierungen annehmen!
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Habe wieder mit Begeisterung deinen Bericht gelesen. Obwohl ich deine Großmutter sein könnte, kommen mir manche Passagen sehr bekannt vor. 🙂 Alles Gute für 2018!
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