Ich bin bekennende Sarkastin. Mit viel Pathos : Sarkasmus rettet mir oft das Leben. Ich kann unverbesserlicher Dummheit, blinder Arroganz und vielen anderen unangenehmen und intoleranten Charakterzügen wunderbar mit sarkastischen Kommentaren begegnen. Das Problem ist oft, dass der oder die angesprochene es nicht versteht. Genauso gut beherrsche ich Selbstironie, denn über sich lachen zu können und sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, erleichtert mir das alltägliche Leben. Selbstironie hat für mich etwas mit Selbstsicherheit zu tun, Witze über mich ertrage ich erst seit dem ich mich selber auf den Arm nehmen kann. Ganz im Ernst, meine Tolpatschigkeit ist so ausgeprägt, dass man einfach nur drüber lachen kann. Genauso wie meine ständigen “e” und “ä”-Verdreher. Wie lange habe ich heftig mit Ä geschrieben und bin noch immer verführt, nur die Autokorrektur lässt es nicht zu. Ich wünschte die Eselsbrücke “Wer nämlich mit E schreibt, ist dämlich”gäbe es für sämtliche andere Wörter auch. Sarkasmus, Ironie und auch Zynismus funktionieren aber nur dann gut, wenn man eine Sprache beherrscht. Ich nenne das die “Herzsprache”, die Sprache, in der ich mich am heimeligsten fühle und in der ich über alles reden kann. Dabei gibt es selbst da genug Momente, in denen Worte mir fehlen um Gefühle auszudrücken. Mein Herz spricht Deutsch. Oft auch mal Englisch, aber wenn ich leide, dann leide ich auf deutsch. Die Sprache meiner Lieblingsdichter und die Sprache, in der mir keiner was vormachen kann. Warum diese Einführung? Weil ich heute wieder vor einer Situation stand, in der ich sprachlich verloren war. Drei Sprachen und keiner versteht mich. Wenn ich mich auf Sinhala versuche zu erklären, ist der Wortschatz, aus dem ich schöpfen kann, der einer 10jährigen. In meinen Augen nicht überzeugend genug und ich klinge auf mich selbst wie ein Trotzkopf. Komischerweise geht Sarkasmus ganz gut auf Sinhala, aber das rettet mich auch nicht über diese Situationen, in denen Flucht der einzige sinnvolle Weg für mich ist. Stattdessen steh ich da und grinse mein “Mir-ist-das-scheiss-unangenehm-“Lächeln und hoffe auf ein baldiges Ende der Litanei. Ich brauch dafür einen Dolmetscher, der mir das alles, was ich so einfach auf Deutsch formulieren kann, in Sinhala ummünzt. Entweder bin ich nicht überzeugend genug in meinem Auftreten als selbstbestimmtes Wesen oder meine Verwandten sind blind dem gegenüber. In ihren Augen bin ich ohne meine Eltern aufgeschmissen, hilflos, arm und verlassen. Dafür gibt es nur eine Lösung. Ich dachte, ich hätte die letzten Tage gezeigt, dass ich sehr gut allein zurecht komm und ein tolles Leben führe. Aber es stößt auf taube Ohren. So gebe ich Versprechen, die mir die Tränen meiner Großmutter abzwingen, die ich aber nicht halten kann. Aber wenn ich ihr sage, dass ich glücklich bin und derzeit für eine Veränderung keinen Grund sehe, sind es Krokodilstränen. So verlasse ich die Insel. Zwischen zwei Stühlen zu sitzen hat auch seine Nachteile. Gemütlich ist es doch nie wirklich.
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