Ich mache heute einen Kurzurlaub aus dem Alltag. Davon wird mich auch die Vorstellung von hunderten Patienten, die die Ordination stürmen um sofortige Heilung oder noch wichtiger Löschung ihrer Schandtaten zu fordern, nicht abhalten. Ich werde, so der Vorsatz, aus jedem Kontakt mit einem Patienten mir eine Lektion, einen Witz, eine Anekdote oder wie in den letzten zehn Monaten öfter geschehen, die Erkenntnis mitnehmen, dass Seife und frische Unterhosen von manchen als unleistbare Dekadenz betrachtet werden.
(fünf Stunden später) der vorher diskutierte Plan ist nicht aufgegangen. (Dafür wäre ich beinahe geschlagen worden – schon wieder. Was habt ihr Männer bloß?) Wie das ja eben fast immer so ist mit Plänen! Bei mir auf alle Fälle. Deswegen versuche ich keinen Plan zu haben, aber für einen Kontrollfreak wie mich ist es immer eine bewusste Entscheidung planlos zu sein. Dabei sagt man mir ja nach, ich sei verpeilt. Das eine hat mit dem anderen nichts tun.
So, Hände desinfiziert – der Kurzurlaub kann beginnen.
Nächster Stop: Ein kulinarischer Ausflug nach Vietnam!
Ich bin zum Mittagessen im Pho Cho Lon in der Zieglergasse. Der Auftakt ist wie einstudiert und lässt mich in Urlaubsstimmung kommen:
Ich: “haben Sie einen Tisch für mich?”
Kellnerin: “Tisch für eine Leute?”
Ich nicke und frage mich, ob sie wohl mich und meine diversen Persönlichkeiten meint?
Von meiner Reise in Vietnam kenne ich ja fast ausschließlich nur Phở und so undefinierbare Teigbälle, die am Straßenrand verkauft wurden und wie Schneebälle aussahen.
Heute gibt es daher frische Frühlingsrolle und Rindfleisch in gelben Curry.
Ich trete zum Frühstück aus dem Haus und will verführt werden (Angela Krauß, “Weggeküsst”)
Es ist heut ein perfekter Tag.
Ich wusste es schon, als ich gestern zu Bett ging.
Jetzt, da ich mein Gesicht in die Sonne strecke und den Blick auf die Karlskirche genieße, welche sich vom strahlend hellblauem Himmel absetzt, möchte ich mal das DIY erklären.
Es steht für Do It Yourself. In meinem Fall steht es auch für die ersten drei Buchstaben meines Namens (ich wollte mich des öfteren schon “do it yourself Ani” nennen, der Einfachheit halber)
Warum gerade Donnerstag, weiß ich nicht. Weil es mit D beginnt? Oder weil ich heut schon in Wochenendstimmung bin? Weil die letzten Donnerstage auch so schön waren?
Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist. (Fledermaus)
Der Besuch im WIEN MUSEUM ist ein sensationnelles Erlebnis. Ich war getrieben von meiner Neugier nach der “Dame in Gelb” von Kurzweil. Das Gelb ihres Kleides schafft es sogar Emilie Flöge die Show zu stehlen. Mir ergeht es wie bei “Das Mädchen mit dem Perlohring”. Ich kann mich nicht sattsehen, das Gelb ist wie flüssiges Gold, das ihre Wespentaille und Hüften umspielt um dann an ihren Beinen herab zu fließen. Das Gemälde erregte damals viel Aufruhr wegen ihrem Blick, der Haltung ihres Kopfes und der überaus selbstbewussten Ausstrahlung. Eine Frau, die wusste, wer sie war!
Der Dame in Gelb gegenüber hängt“Emilie Flöge” von Gustav Klimt. In Gesellschaft so schöner Frauen zu stehen und all den Glanz für mich zu haben, ist schon was! Ich bin ungestört bis zwanzig Minuten später zwei Touristinnen mein Schwelgen stören. Ich beobachte sie heimlich, ob sie ähnlich auf die Gemälde reagieren wie ich. Es lässt sie völlig kalt. Hallo? Nochmal raus gehen und mindestens ein “oh how wonderful!” Dabei spürte ich schon beim Betreten des Raumes im Augenwinkel, dass ich endlich da bin!
Mein Job verfolgt mich auch im Privatleben, ich zieh das Unanständige förmlich an, habe ich manchmal das Gefühl. Oder es fällt unter “self fulfilling prophecy”:
(Eine Allegorie meiner Anamnese beim Patienten.)
Die letzten Wochen hatte ich vernachlässigt, dem Alltag zu entfliehen, viel zu sehr damit beschäftigt, mich selbst zu bemitleiden und in Mengen zu schlafen, die selbst dem Schlafpensum eines Neugeborenen Konkurrenz gemacht hätte.
Dabei war mein Projekt, ja das klingt jetzt bisschen Hippie, jeden Tag etwas Besonderes zu erleben. Ich ging nicht so weit, dass ich barfuß durch die Wiesen lief, dafür waren mir in Leopoldstadt zu viele antiautoritär erzogene Hunde unterwegs. Es reichte mir, die Sonne zu spüren und an Blumen zu schnuppern (ok, zugegebenermaßen etwas Hippie vielleicht).
Ich sollte mir einen Walla-walla Rock und ein Tambourin zulegen.
Ich werde jetzt zurückkehren in den Alltag, sanft begleitet von einem Gitarristen, der den idealen Abschlusssong spielt. 🎶🎸