Sommer, oder in unserem tragischen Fall Die Überlegung eines Sommers, auf einem österreichischen Bahnhof ist die verwirrende Erfahrung von Missmanagement und dem Ruf nach einem göttlichen Wunder. Bei mir vergebens, denn “Oh Gott” war für mich immer nur eine Verhöflichung meines tatsächlichen Empfindens.
Ein Zug aus der Hauptstadt nach Kärnten, dem Urlaubsgebiet schlechthin (wo könnte es schon schöner sein?!), an einem Freitag zu Stoßzeiten kommt aus Polen. Es gibt gar keinen Zug von Wien nach Villach, nein wir warten auf einen Bummelzug, der irgendwo bei der Grenze über halbfertige Gleise stolpert und verfolgen das am Bildschirm, der die Verspätung bei jedem Blick nach oben geschraubt hat. Erst waren es zehn, mittlerweile dreißig Minuten.
Aber was gibt es Besseres um sich auf das Wochenende einzustimmen, als in einem zugigen Gang zu sitzen, im Gegenüber wie in einem Spiegel die Entnervtheit zu sehen, die ich selbst empfinde und Touristen die Bedeutung von WC zu erklären?
Ich versuche Leute zu beobachten, aber auch das macht mir nur bedingt Spaß. Aber immerhin hab ich den Wächter der Finsternis und die halb fertige Reinkarnation von Michael Jackson gesehen.
Es ist natürlich kein RJ auf den ich hier warte, sondern eine klapprige EC. Wo Steckdosen wohl wieder nur zum allzeit heiteren Spiel “Wir suchen den funktionierenden” vorgesehen sind. In dem die Durchsagen nur für Fledermäuse zu hören sind falls sie es schaffen das Gekrächse wegzufiltern, dass als Untermalung stets dabei ist. Nie zu vergessen natürlich, vielleicht fällt es auch nur meiner traumatisierten Nase auf, der feine Geruch nach Pipi.
Am aller meisten freue ich mich darauf festzustellen, dass ich vier Stunden in Begleitung von Stinkefüßen in Tennissocken unterwegs sein werde. Ich brauch ja nicht zu erwähnen, dass es natürlich in einem 6er-Abteil sein wird.