Beflügelt

Versteckt

An meinem letzten Tag in Jeonju ging ich auf die Suche nach dem Hanbyeokdong Pavillon und dem Tempel von Seungnamsa. Am ersten lief ich prompt vorbei, weil es von der Straße her nicht zu sehen ist und erst als ich eine Passantin fragte, wo denn das sei, wies sie mir den Weg zurück und da ich dort in der Gegend, wo ihr Zeigefinger hinzeigte nur ein kleines Häuschen am Straßenrand sah, tat ich es mit einem Achselzucken ab und ging zum Tempel, von dem ich aber auch nicht so genau wusste, wo der war. Hier gibt es ja keine Pagoda, die einem aus Kilometer weiter Entfernung bereits den Weg weisen.
Irgendwann lief ich über eine Brücke Richtung Pinienwald und an der linken Seite wurden Steinstufen den Hügel hinauf sichtbar, die mich dann zu einem Tempel in einem strahlenden Blau-Grün-Türkis mit tausenden Zeichnungen und Holzverzierungen brachte! Irgendwo im grünen Dickicht so einen schönen Tempel zu finden, der völlig verlassen in der Sonne strahlte, war schon was! Das alles nur für mich, weil da war sonst niemand!
Ein Tempel ist natürlich nicht vollkommen ohne einer Buddhastatue, aber die Tore waren zu!
Na, das wär’s ja, wenn ich heut nicht noch einen Buddha sehen würde!
So wurde ich, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass die Luft rein war, doch glatt zum Einbrecher!! Ich rüttelte sachte aber bestimmt an den Flügeltüren, bis eine meiner Ungeduld etwas leise ächzend nachgab und mir einen verboten Blick ins Innere des Tempels bot.
An der Rückwand die komplette Länge einnehmend, waren kleine goldene Buddhastatuen aufgereiht und an ihrer Spitze dann eine, um das vielfache größer und schöner, eine weitere Buddhafigur. An der Decke hingen eng and eng Gebetszettel und Lampions!
Eine Sekunde noch den Anblick genossen, hab ich schnell wieder die Tür zugemacht und huschte davon. Na, was das wohl wieder für mein Kharma bedeutet…
Wie auch immer, ich werde es schon verkraften, ich genoss es zu sehr, so eine Tempelanlage ganz für mich zu haben!

Ich ging am Tempel vorbei nach hinten, wo mir ein lachender Buddha, an einem Brunnen sitzend, entgegen grinste.
Ok, ertappt!

Wissend, dass mich jemand im Auge hat, erkundete ich den restlichen Teil der Anlage und fand hinter einem Baum versteckt, eine steinerne Schildkröte, die eine mit Inschriften besetzte Säule am Rücken trug. Aus der Entfernung, sah der Kopf für einen kurzen Moment aus, wie der von Fuchur!
Eine solche Schildkröte steht für die Bedeutsamkeit der Anlage oder des Gebäudes, in deren Umgebung sie steht.

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Glücklich über meinen Fund und kein bisschen schlechtem Gewissen ging ich  am Jeonju Fluss entlang bis ich zu einer kleinen Gabelung kam, an der rechts eine kleine Unterführung weiter auf die Straße ging, nach welcher einen die gleißende Sonne erwartete und links ein schattiger Weg unter der Brücke durch. Ich war ja schon dunkel genug, also wählte ich letzteren Weg.
Nach wenigen Schritten entlang am Wasser sah ich rechts von mir grobe Steinstufen irgendwo hinaufführen, da ich mir aber nicht sicher war, wo die hingingen, blieb ich auf meiner Strecke am Wasser bis ich peinlich berührt einen Mann am Flussufer beim Baden ertappte. Dort machte ich also kehrt und entschied mich schließlich doch für die Stufen!
Die Treppe machte einen Knick nach rechts bevor sie den Hügel weiter klettere und da, am Hang auf drei Pfeilern und mehren Felsen sitzend, erblickte ich endlich den Hanbyeokdong Pavillon! Er hockte da wie ein bunter Vogel, völlig versteckt von der Brücke einerseits und dem Geäst des Baumes, der ihn umgab, andrerseits, mit Blick auf die Strömung!

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Völlig zufrieden mit mir und dem, was ich erleben und genießen durfte, ging ich wieder zurück in die Stadt.

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