(21.07)
Mein innerer Schweinehund redet kein Wort mehr mit mir und liegt erschlagen im Eck.
Er kann gar nicht glauben, dass ich ihn dazu gebracht habe, bei gefühlten 50°C und ganz sicher 10km (laut Wegtafel nur 3km- wer’s glaubt!) einen Hügel hinaufzumarschieren während doch ein BUS RAUF fährt!!
Ich war an dem Tag mit einem Franzosen unterwegs, dessen Optimismus ich Glauben schenkte, dass das nicht so weit sei!
Wir waren zuerst im wunderschönen Tempel Bulguksa, idyllisch (nur an einem kleinen) Hang gelegen.
Dort wurde mein Begleiter sofort von einer Studentengruppe in die Mangel genommen, er solle mit ihnen für ein Foto stehen. Aber nicht irgend ein Foto, nein einmal “cute” und einmal “sexy”. ich hab mich kaputt gelacht! Aber ich hab gar nicht erst angefangen, mich darüber aufzuregen, dass die so taktlos sind, so etwas in einem Tempel zu machen!!
Nun, also der Grund, dass ich mich mit meinem Schweinehund angelegt habe: meine Liebe zu Buddhastatuen. In all ihren Variationen, geprägt von dem jeweiligen Land und der Kultur, haben sie eine unheimliche Anziehung auf mich. Ich bin wie erstarrt zu Beginn und dann genieße ich die Ruhe, die von ihnen ausgeht. Der Anblick nimmt mir jeden Ärger und jede Sorge von der Brust.
Wir gehen da also hinauf, natürlich hatte ich schon nach zwei Metern genug als ich kapiert hab, das geht NUR bergauf! Die Wegangabe zeigte uns nicht nur in Metern und Kilometern an, wie weit es noch war, nein auch in Kcal, was verbraucht wurde. Es soll ja bitte schön nichts umsonst gewesen sein. Und um entweder die Wanderer bloß zu stellen oder auch zu motivieren, war jede Angabe nach dem Ampel-System eingefärbt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, schwer schnaufend, waren wir endlich da…. Beim Ticketschalter. Von dort waren es noch mal 600m. Die Koreaner finden sich wohl sehr lustig!
Ich malte mir schon aus, dass das alles ein Riesenbleuf war und uns würde, UNESCO hin oder her, nur eine Miniaturfigur in einer Vitrine erwarten.
Ich sollte aus meinen übersinnlichen Fähigkeiten endlich versuchen Geld zu machen, denn als wir schweißdurchtränkt uns in der Nähe der Statue vermuteten (aus dem einfachen Grund, weil es nicht mehr weiter ging), hing über den Kronen der Bäume ein Riesen-Foto der Statue, dorthin führten Treppen. Oben angelangt, standen wir vor einer dreckigen Glaswand, hinter der sich drei oder vier Meter weiter eine Buddhafigur ausmachen ließ!
Das war es also. ..?? Dafür hab ich mich aufgeopfert?
Denn, dass das gerade restauriert wurde, stand am Weg hinunter!
Ich hatte wenigstens die Idee Wandern zu gehen somit abgehakt!
Zu Mittag ging ich auf die Suche nach Essen, so wie ich vom Berg gekommen war, verschwitzt und mit Haaren wie ein Vogelnest, aber das war ja das gute am alleinreisen: ich mußte mich für niemanden hübsch machen (stinken tu ich natürlich nicht, das kann ich gar nicht!)
Korea ist ein Land der Vieldeutigkeit und der Widersprüche:
Ich ging in ein Lokal namens Juliet Cocktail Bar, auf der Karte gab es dort Kaffee, Nudel und Reis. Weit und breit keine Cocktails.
Ich glaube, Koreaner wählen englische Begriffe mehr wegen ihrer akustischen Attraktivität denn wegen ihrer tatsächlichen Bedeutung.
So stolperten wir bei der Statue über folgendes Schild, das ich trotz meiner ausgeprägten Phantasie nicht zu interpretieren wusste…
Was erklären?! Was sollte dieser Bogen über inside?
Hatten wir unwissend schon eine Straftat begangen?
Am Abend ließ ich den Tag während eines romantischen Spaziergangs vorbei und DURCH Blumenfelder und Riesenteiche von Wasserlilien (hier bin ich natürlich nicht DURCH gewatschelt) Revue passieren.
Das Ende meines Spaziergangs war der Apanji Park, eine große Grünfläche mit einem schönen Liliensee um den herum drei Pavillons standen. Kaum war die Sonne untergegangen, erstrahlten der See und die Pavillons in einem Gold und Orange. Der Versuch dieses perfekte Lichterspiel, welches stolz die koreanische Kultur beleuchtete, zu genießen gelang mir nicht gänzlich, weil die Koreaner um mich einfach nicht wussten, was Ruhe bedeutet!
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